02.02.: Tag 1: Hinreise Tschierv – Pt 2753 – S-charl
02.03.: Tag 2: Mot dal Gajer
02.04.: Tag 3: Val Tavrü - Blaisch Bella – Pt 2662
02.05.: Tag 4: Val Sesevenna – Schadler
02.06.: Tag 5: Mot Falain – Scuol
Sonntag, 02. bis Donnerstag, 06. Februar 2025
Bergführer: Adi Furrer, Silenen und Markus Wyrsch, Erstfeld
Leitung: Christof Jud
Teilnehmer: Peter Pfefferli, Viktor Jenny, Marc Salathé, Marlies und Ernst Bär, Eugen Rieder, Fred Hirschi, Doris Breu-Streuli, Anni Etter, Hansruedi Wyss, Uli Luboschik, Stephan Dürr, Hans Heusser, Therese und Lukas Henggeler und Kfir Barhum.
Am frühen Sonntagmorgen nach individueller ÖV-Anreise trafen sich 16 Zimmerbergler und 1 Gast mit den Bergführern auf dem Bahnhof von Zernez. Bevor wir ins Postauto stiegen, konnten wir unser zweites Gepäckstück im Auto von Markus verstauen. An der ersten Haltestelle nach dem Ofenpass verliessen wir das Postauto. Nun zogen wir unsere Felle auf und stiegen gemütlich am Rande der Piste Richtung Skigebiet Minschuns. Endlich gönnten wir uns auf der sonnigen Terrasse einen Kaffee mit frischem Nussgipfel. Locker zog uns der Bügellift auf den Gipfel des Minschuns. Nach kurzer Abfahrt ging es weiter mit dem Skilift Richtung Piz Vallatscha. Wieder nahmen wir unsere Felle aus dem Rucksack und stiegen zur Krete hinauf zu Punkt 2761. Hier musste Adi, unser Bergführer, die erste Knacknuss lösen. Der Schneefall vergangener Woche schenkte uns viel Pulver doch die Lawinensituation wurde dadurch sehr prekär. Hänge um die 25° Neigung befanden sich bereits im orangen Bereich. Im obersten Hang folgten wir einzeln der Spur unseres Bergführers hinunter ins Val S-charl. Nun lagen freie Pulverschneehänge vor uns und alle konnten ihre eigene Linie ziehen. Die Alp Astras liessen wir rechts liegen und folgten dem Bach Clemgia. Eine eisige Spur führte uns die letzten Kilometer nach S-charl.
Die Wetterlage in dieser Woche war sehr stabil und Postkartenwetter erfreute uns. Im Tal zeigte das Thermometer -10°. Gut eingepackt folgten wir der eisigen Spur bis Plan d’Immez. Endlich kamen wir an die Sonne und eine Schicht Kleider konnte im Rucksack verstaut werden. Nun ging es in süd-westlicher Richtung hinauf zur Fuorcla Schombrina. Als die zweite Gruppe dort ankam, waren die Schnelleren bereits auf dem Gipfel des Mot dal Gajer. Während unserem Picknick sahen wir, wie die erste Gruppe den Gipfelhang hinunter fuhr. Nun bezwangen auch wir noch die letzten 100 Höhenmeter. Nach dem Skidepot folgten wir einer schönen Spur zu Fuss und freuten uns auf dem Gipfel von 2797 müM zu stehen. Schöne Hänge mit Pulverschnee vom Feinsten brachten uns wieder viel zu schnell ins Tal hinunter.
Am Dienstag ging es ins Val Tavrü. Märchenhaft empfing uns dieses Tal mit frisch verschneiten Arven und der Bach schlängelte sich von Stein zu Stein über glänzendes Eis. Ein Lawinenkegel musste überwunden werden und einige Teilnehmer kamen dabei zu Fall. Weiter folgten wir dem Tal bis 2100 Metern. Darauf ging es im Zick Zack in östlicher Richtung über Blaisch Bella auf den Grat hinauf. Die erste Gruppe kam bis zu Punkt 2663, die zweite Gruppe mit teilweise vereisten Fellen und schweren Schnee-Stollen war mit einer Höhe von 2600 Metern zufrieden. Den oberen Bereich fuhren wir in grossen Abständen. Darnach zog jeder wieder seine persönliche Spur in den tiefen Pulverschnee.
Der vierte Tag führte beide Gruppen ins Sesvenna-Tal. Auch hier lag wieder kalter Schatten und erst bei der gleichnamigen Alp erfreuten wir uns den ersten Sonnenstrahlen. Die erste Gruppe folgte dem Tal in östllicher Richtung und stieg in grossem Bogen bis zur Fuorcla Sesvenna. Hier folgte sie dem Grat, welcher die Landesgrenze zu Italien (Südtirol) bildet und bestieg den Gipfel des Schadlers, 2948 müM. Die zweite Gruppe überquerte nach dem grossen Stein in südlicher Richtung den Bach und stieg bei den beiden Seen vorbei zu Punkt 2680. Nach einem genüsslichen Picknick fuhren wir der Aufstiegspur nach zurück. Knapp überdeckte Steine kratzten an unseren Ski und wir mussten sehr vorsichtig unsere Bogen in den weichen Schnee ziehen. Die Überquerung des Baches wurde für die Letzten der Gruppe zum Verhängnis. Die schwache Schneebrücke brach ein und der Bach musste ohne Ski überquert werden.
Die Zeit verging zu schnell und der letzte Tag war angebrochen. Da uns eine lange Rückreise bevorstand startete die erste Gruppe bereits um 08.30 Uhr. Diese folgte dem Bach Clemgia bis Plan d’Immez. Dann führte die Spur weiter in östllicher Richtung ins Val Plazèr. Ziel war der Mot Falain, 2690 müM, welcher ebenfalls unsere Landesgrenze berührt. Die zweite Gruppe ging nochmals ins Val Tavrü. Ziel war Punkt 2260 oberhalb von Marangun. Wieder erfreuten wir uns einer genussvollen Pulverschneeabfahrt, es war das Dessert dieser wundervollen Skitage im Val S-charl. Bis zum Wendeplatz des Shuttles führte uns die schneebedeckte Strasse. Skaten oder starke Oberarme waren gefragt. Von dort brachten uns zwei Kleinbusse zum Bahnhof von Scuol.
Mit der grossen Erfahrung und Umsichtigkeit beider Bergführer kamen wir nie in eine schwierige Situation. Sie führten uns mit kraftsparenden Spuren auf die Berge und fanden die schönsten Abfahrten im Pulverschnee. Herzlichen Dank! Bei einem Sturz verdrehte Therese ihr Knie, tapfer fuhr sie ins Tal hinunter und musste die beiden letzten Tage im Hotel absitzen. Wir wünschen gute Besserung! Die Unterkunft passte und die Küche verwöhnte uns mit einfachen Menüs. An das spezielle Abrechnungssystem der Getränke mussten wir uns zuerst gewöhnen, hoffentlich ist das kein Defizitgeschäft für den Wirt. Danken möchte ich auch Christof für die Organisation der Skitourentage. Für einige waren die Informationen des Anreisetages etwas zu knapp. Doch war die Anfahrt nach S-charl über Minschuns eine super Idee!
Das Val S-charl ist eines der abgelegensten Täler der Schweiz und grenzt an den Schweizerischen Nationalpark. Der gleichnamige Weiler besteht aus einem Duzend Häuser und einer zierlichen, schlichten Kirche. Im Sommer führt eine schmale Strasse das Postauto oder Privatverkehr von Scuol bis an den Dorfrand. Im Winter kann der unter Teil mit einem Shuttle und der obere Teil mit einem Pferdeschlitten befahren werden. Bergbau war im Val S-charl über Jahrhunderte von grosser Bedeutung. Blei und Silber wurden bis Mitte 19. Jahrhundert abgebaut. 1904 wurde hier der letzte Braunbär erlegt. Auch befindet sich hier der höchste Arvenwald Europas. Die einzigartige Landschaft verzaubert die Menschen, welche diese Schönheit und Ruhe suchen. Auch wir «Skitüreler» genossen dieses wunderbare und stille Tal und fanden die perfekte Entschleunigung.
Hansruedi Wyss
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