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2021-08-27 bis 29 Piz Platta

Tourenbericht Piz Platta (3391 m), 27. - 29. August 2021

Am Freitagmorgen machte sich eine bunte Truppe von Bivio aus über Tga, Piz Platta und Juf auf den Weg nach Maloja. Bunt war die Tour in jeder Beziehung: Je nach Kleiderschicht, die gerade zuoberst getragen wurde, bewegten sich orange-, (frosch-)grün-, blau- (in allen Abstufungen), grau-, schwarz-, gelb- oder lachsrosa-farbige Punkte durch die Gegend. Die Farben der Helme war ebenfalls sehr vielfältig.

Aber auch die Farbe der verschiedensten Gesteine in dieser Gegend präsentierte sich äusserst bunt: Je nach Gesteinsart und Verwitterungsgrad variierte diese von violett, über gelb, gelbbraun und den verschiedensten Grüntönen und veranlassten uns immer wieder, den Geologen, erkennbar am Geologenhammer, der uns auf der Tour begleitete, zu fragen, was das nun wieder für ein Gestein sei. Die Geologie war denn auch besonders am ersten Tag ein Schwerpunkt dieser Tour. Thierry konnte uns einiges dazu erzählen und zeigen. So wies er uns zum Beispiel auf eine für Laien unauffällige, kaum erkennbare Landschaftsstruktur hin - einen Blockgletscher. Blockgletscher bestehen aus Eis, bedeckt mit Gras und Geröll, das wie ein Gletscher talwärts fliesst und auf das Vorhandensein von Permafrost hindeutet. Ein weiteres, eindrückliches Zeugnis der Alpenfaltung, das in diesem Gebiet sichtbar wird, ist die Trennlinie zwischen der penninischen Decke und der ostalpinen Decke, welche sich über erstere schob. Sie besteht unter anderen aus Gesteinen der Tiefsee und untermeerischen Vulkanen: Grünschiefer oder Serpentinit. Darüber wurden teilweise Tiefseesedimente wie rote Radiolarite abgelagert. Eine weitere Gesteinsart, die wir vorfanden war der Dolomit, ein kristallines Sedimentgestein. Dolomite sind auf frischen Bruchflächen oft grau, verwittern jedoch meist gelblich oder bräunlich. Dolomit kann durch seine sehr langsam ablaufende Reaktion mit verdünnter Salzsäure von Kalkstein unterschieden werden: Bei Dolomit entwickeln sich nach dem Aufbringen der Salzsäure so gut wie keine Kohlendioxid-Bläschen, während die Säure bei Kalkstein kräftig braust. Wir konnten uns selbst davon überzeugen.

Die erste Nacht verbrachten wir in der Ski- und Wanderhütte Piz Platta in Tga bei der Familie Poltera. Vorher gab es aber ein vorzügliches Nachtessen und viele Informationen zur Bündner Jagd, welche dieses Jahr am 3. September begann. Zum Dessert gab es feine Kuchen, die auch das letzte Hüngerchen stillten.

Während der Vortag noch recht sonnig war, war das Wetter am Gipfeltag eher grau und kühl. Der Aufstieg gestaltete sich dank der Pfadfinderin und der Steinmännchen relativ einfach. Leider war die Fernsicht vom höchsten Gipfel der Oberhalbsteiner Alpen gleich null, so dass wir uns nach einer Verpflegungspause auf den Weg nach Juf machten. Dabei feierten wir zwei weitere Gipfelerfolge: einen unbekannten Vorgipfel (des Feierns wegens) und das Tälihorn. Via Cresta gelangten wir dann mit dem Postauto nach Juf. In der Alpenrose verbrachten wir die zweite Nacht nach einer Dusche und einem erneut sehr feinen Nachtessen.

Am Morgen des dritten Tages stellten wir beim Aufstehen mit Erstaunen fest, dass es bis ca. 2400 m hinunter geschneit hat. Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns ziemlich sportlich auf den Weg nach Maloja. Wettermässig kein Highlight, wechselten die Verhältnisse doch immer wieder und zwangen uns, unsere Bekleidung an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Landschaftlich hatten aber auch diese Bedingungen einen gewissen Reiz. Dass die Orientierung im Nebel nicht ganz einfach ist zeigte sich daran, dass nach einem Abstecher weg vom Weg die eine Hälfte der Gruppe wieder auf dem Weg in die eine, die andere Hälfte der Gruppe genau 180° diametral in die andere Richtung gehen wollte.

Auf dem Pass Lunghin entschieden wir uns, den Gipfel rechts liegen zu lassen und direkt nach Maloja hinunterzusteigen. Auf dem Pass gab es aber vorher anhand des Wanderwegwegweisers noch etwas Geographieunterricht: Der Pass Lunghin ist die einzige Dreifach-Wasserscheide Europas. Ein Regentropfen, der hier fällt, kann in die Nordsee (Julia), das Schwarze Meer (Inn) oder die Adria (Mera) fliessen.

Zum Schluss danke ich Claudia ganz herzlich für die Organisation und Leitung dieser interessanten Tour und der ganzen Gruppe, die zum Gesamterlebnis beitrug.

Thomas Riesen